GlossarBPMN – Business Process Model and Notation

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Was ist BPMN?

Die Business Process Model and Notation ist in der Version BPMN 2.0 eine Modellierungsmethode zur Darstellung von Geschäftsprozessen. Die Darstellung erfolgt in Form eines Diagramms ähnlich eines Flussdiagramms. Sie wurde ursprünglich von Steven White, einem ehemaligen IBM-Entwickler, konzipiert und entwickelt. Heute ist BPMN eine stabile Notation zur Darstellung von Prozessen, die von Führungskräften, Analysten und Entwicklern leicht verstanden wird.

Ein Diagramm kann aus einem kleinen Satz von Kernelementen zusammengesetzt werden. Daher macht sie es technischen und nicht-technischen Beobachtern leicht, Prozesse zu verstehen. Die Möglichkeiten der BPMN 2.0 gehen weit über eine grafische Darstellung hinaus. Auch anspruchsvollere Muster können mit der BPMN entworfen werden. Es ermöglicht ferner die Serialisierung des Modells in ein XML-Schema für die Modellausführung. Diese können durch sogenannte Process Engines ausgeführt werden. Folglich dient BPMN als eine gemeinsame Sprache für Fachbereiche und IT-Abteilungen. Ein großer Vorteil ist, dass die Kommunikationslücke überbrückt wird, die häufig beim Entwurf und der Implementierung von Geschäftsprozessen auftritt.

Zusammenfassung BPMN 2.0

Welche Eigenschaften hat die Notation?

Sie bietet eine formale Syntax und Symbolsemantik. Seit der Version 2.0 ist zusätzlich zur visuellen Darstellung noch die Möglichkeit der Ausführung hinzugekommen. Durch die Integration von Ausführungssemantiken können Modelle nun – ohne weitere Transformation – ausgeführt werden.

Welche Vorteile bietet die Notation?

Die Notation ermöglicht weitestgehend interpretationsfreie Prozessmodelle aufgrund eines umfassenden Symbolsatzes. Diese erlauben eine visuelle Darstellung sowie die Orchestration prozessual eingebundener Ressourcen im Kontext der Prozessautomatisierung/ Prozessdigitalisierung

Was sind Alleinstellungsmerkmale der Notation?

  • Integration von Ausführungssemantiken
  • Herstellerunabhängiger Standard-Visualisierung von Kommunikation im Prozess
  • Integration ereignisbasierter Flusskontrolle

Intro

Symbolumfang

Der Symbolumfang ist umfassender als in anderen verfügbaren Sprachen zur Prozessmodellierung. Auf diese Weise ist die BPMN die derzeit ausdrucksstärkste Modellierungssprache für Prozesse. Folgende Symbole kennt die BPMN:

Flusselemente

Aktivitäten

Aktivität (activity) ist der Oberbegriff für eine Reihe von Symbolen mithilfe derer die von einer Person oder einem System ausgeführt Tätigkeiten im Verlaufe eines Prozesses beschrieben werden können. Hierzu gehören Aufgaben (tasks), Unterprozesse (subprocess), Aufrufaktivitäten (call activity) und Transaktionen (transactions). Sie werden als Rechtecke mit abgerundeten Ecken dargestellt und können z.B. Schleifen (loop), Kompensationen (compensation) und Instanzen (multi-instance) detaillierter beschreiben.

Aktivitäten der BPMN
Aktivitäten

Gateways

Gateways lenken den Tokenfluss und verzweigen datenbasiert oder ereignisbasiert Pfade im Modell. Sie werden als Rauten dargestellt und können ereignisbasiert (event based) oder datenbasiert (data based) exklusiv oder inklusiv verzweigen aber auch zusammenführen. Weitere Gateways ermöglichen eine parallele oder komplexe Verzweigung.

Gateways der BPMN
Gateways

Ereignisse

Ereignisse (events) repräsentieren das Starten, Ändern oder Abschließen von Prozessen. Sie werden als Kreise dargestellt und lassen sich in Start-, Zwischen (intermediate) oder End-Ereignisse unterscheiden. Ferner können Sie nach ihrem Verhalten charakterisiert werden. Die Reaktion auf Ereignisse wird als eintretendes Ereignis (catching) bezeichnet, das eigene Erwirken eines Ereignisses wird als auslösendes Ereignis (throwing) bezeichnet. Es existieren eine Reihe von Ereignistypen, wie z.B. Nachrichtenereignisse (message), Zeitereignisse (time), Bedingungsereignisse (condition), Fehlerereignisse (error), Eskalationsereignisse (escalation), Mehrfach- und Mehrfachparallelereignisse (multiple), Linkereignisse (link), Terminierungsereignisse (terminate), Kompensationsereignisse (compensation), Abbruchereignisse (cancel)

Ereignisse der BPMN
Ereignisse

Teilnehmer

Pool

Der Pool definiert die Grenze des Prozesses und stellt die Teilnehmer eines Prozesses wie Rollen, Abteilungen, Unternehmensbereiche oder ganze Unternehmen dar.

Lane

Lanes symbolisieren die Zuständigkeit für Aktivitäten innerhalb eines Pools.

BPMN Teilnehmer
Teilnehmer

Verbindende Objekte

Sequenzfluss

Der Sequenzfluss (sequence flow) legt die Reihenfolge auszuführender Tätigkeiten fest und übernimmt die Flusssteuerung (flow control). Er wird als Linie mit Pfeil dargestellt. Als Ausprägung kann ein Standardfluss (default) oder ein bedingter Fluss (conditional flow) definiert werden.

Nachrichtenfluss

Nachrichtenfluss (message flows) bilden den Nachrichtenaustausch über Poolgrenzen hinweg ab. Er wird als gestrichelte Linie mit einem Kreis am Anfang und einem Pfeil am Ende dargestellt.

Assoziation

Assoziation (association) symbolisieren Beziehungen zwischen Flussobjekten (flow objects) und einem Artefakt oder Datenelement. Sie wird als gepunktete Linie dargestellt.

BPMN Verbindende Objekte
Verbindende Objekte

Daten

Datenobjekte

Datenobjekte (data objects) repräsentieren Informationen, die durch einen Prozess fließen.

Datenspeicher

Datenspeicher symbolisieren einen persistenten Speicher, auf den während der Prozessausführung zugegriffen werden kann

Nachrichtenobjekte

Nachrichtenobjekte (envelope) weist auf Inhalte der Kommunikation hin.

BPMN Daten
Daten

Artefakte

Anmerkungen

Anmerkungen (annotations) ermöglicht ergänzende Informationen für den Lesenden ohne Ausführungsrelevanz.

Gruppierungen

Gruppierungen (group) erlauben das visuelle Zusammenfassenden von Elementen zum Zwecke der besseren Interpretation ohne Ausführungsrelevanz.

Symbole

Symbole (custom symbols) können vom Modellierer definiert werden. Die Notation erlaubt diese kundenspezifische Erweiterung.

BPMN Artefakte
Artefakte

 

Die BPMN wurde ebenso wie die Business Process Modelling Language (BPML) von dem Industriekonsortium Business Process Management Initiative (BPMI) entwickelt, später von der OMG weiterentwickelt und im Jahr 2013 von der International Standardization Organisation veröffentlicht. ISO / IEC 19510: 2013 ist identisch mit OMG BPMN 2.0.2.

Weitere Informationen zu den Symbolen finden sich u.a. auf der Symbolreferenzseite der Camunda services GmbH.

BPMN Beispiel

BPMN Beispiel
Mit der BPMN (ISO19510) kann man fachliche und technische Prozesse modellieren.

 

Triple Crown of BPM

Die Object Management Group (OMG) hat eine Reihe von Modellierunggstandards veröffentlicht, die in der Branche mittlerweile als Triple Crown of Business Process Management bezeichnet wird. Zu diesen Sprachen gehört neben der BPMN auch die CMMN (Case Management Model and Notation), sowie die DMN (Decision Management Model and Notation).

Bitte beachte unser Schulungsangebot:

Ausführungsemantik

Mit der Version 2.0 ist sind entsprechende Ausführungs-Semantiken ergänzt worden, die eine maschinelle Ausführung der Modelle ermöglicht.

DESCRIPTION FORMAT URL OMG FILE ID
BPMN20.cmof CMOF BPMN20.cmof dtc/10-05-04
BPMNDI.cmof CMOF BPMNDI.cmof dtc/10-05-04
DC.cmof CMOF DC.cmof dtc/10-05-04
DI.cmof CMOF DI.cmof dtc/10-05-04
BPMN20.xsd XSD BPMN20.xsd dtc/10-05-04
BPMNDI.xsd XSD BPMNDI.xsd dtc/10-05-04
DC.xsd XSD DC.xsd dtc/10-05-04
DI.xsd XSD DI.xsd dtc/10-05-04
Semantic.xsd XSD Semantic.xsd dtc/10-05-04
BPMN20-FromXMI.xslt XSLT BPMN20-FromXMI.xslt dtc/10-05-04
Infrastructure.cmof CMOF Infrastructure.cmof dtc/10-05-15

BPMN Hilfsmittel

Lade hier Deinen Prozesssteckbrief und erleichtere Dir die Erhebung von Prozessen.

BPMN 2.0 Poster

Im Markt haben sich einige Poster etabliert, welche als hilfreiche Referenz einige Bürowände schmücken:

Haben wir eins vergessen? Wir freuen uns über einen Hinweis per Email!

BPMN Klappkarte

Camunda hat mit dem Praxishandbuch eine Klappkarte herausgegeben, welche sich hervorragend als Erinnerungsstütze eignet.

BPMN 2.0 Klappkarte

BPMN Toolkit

Javascipt Bibliothek „BPMN.IO“ von camunda

BPMN Diagramme

Es gibt verschiedene Diagrammarten, deren Einsatz fallbezogen abgewogen werden muss. Mehr zu den verschiedenen Diagrammen lässt sich hier nachlesen.

Quellen

  • Chinosi, M.; Trombetta, A. (2012): BPMN: An Introduction to the Standard. Computer Standards & Interfaces, Vol. 34, S. 124-134.
  • Object Management Group, OMG (2015): Business Process Model and Notation (BPMN), Version 2.0http://www.omg.org/spec/BPMN/2.0/PDF.
  • International Organization for Standardization, ISO (2013): ISO/IEC 19510:2013.
  • Moody, D. (2009): The Physics of Notations: Toward a Scientific Basis for Constructing Visual Notations in Software Engineering. IEEE Transactions on Software Engineering, Bd. 35, Nr. 6, S. 756-779.
  • Object Management Group, OMG (2012): Diagram Definition (DD), Version 1.0.
  • Harzallah, M.; Berio, G.; Opdahl, A. (2012): New Perspectives in Ontological Analysis: Guidelines and Rules for Incorporating Modelling Languages into UEML. Information Systems, Bd. 37, Nr. 5, S. 484-507.
  • Technische Hochschule Mittelhessen (2015):  BPMN 2.0 Syntax & Semantik: http://wi-wiki.de/doku.php?id=prozessmodellierung:modellierungshaus:bpmn_2.0_syntax_und_semantik
  • Weske, Matthias (o.J.): https://open.hpi.de/courses/bpm2016?locale=de

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Björn Richerzhagen

Der gelernte Kaufmann, Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker ist einer der gefragtesten BPM-Experten. Der BPM-Rationalist ist seit nunmehr zwei Dekaden an der Schnittstelle zwischen Fachbereichen und Technik unterwegs und versteht sich als Übersetzer zwischen den Welten. Als BPM-Berater und Trainer ist er OCEB- und CBPP-zertifiziert und begleitet Prozess-Initiativen auf Unternehmensebene ebenso wie Prozessautomatisierungs-Projekte als Workflow-Analyst. Privat setzte sich der Familienvater in zahlreichen Community-/Charity-Projekten ein, reist gerne (Europa und Afrika), hört viel Musik (alles was Bass hat) und ist begeisterter Hochseesegler.

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